Innovationen - Mehr als nur eine Wachstumsquelle

von Bernd Schuster

Unternehmen stehen heute unter dem Druck, Innovationen schnell voranzutreiben. Das ist herausfordernd, denn es braucht Zeit, motivierte Mitarbeiter und eine konstruktive Veränderungskultur um aus einer guten Idee ein gutes Produkt zu entwickeln.

Aber wie werden Unternehmen innovativ? Wodurch heben sich Starbucks, Apple, Amazon oder erfolgreiche junge Start-Up-Unternehmen von der Masse ab? Weshalb sind sie in der Lage, bahnbrechende Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, während andere an Massenprodukten festhalten oder sich einfach darauf verlegen, vorhandene Produkte oder Dienstleistungen zu verbessern? Was treibt Innovation an?

McKinsey hat die Innovationsleistung von 28 US-amerikanischen und europäischen Großunternehmen untersucht und dabei vier Gemeinsamkeiten zwischen den Unternehmen mit den besten Ergebnissen festgestellt: Diese Unternehmen haben ihre Projektziele sehr früh und genau definiert, eine nachhaltige Projektkultur gelebt, die Mitarbeiter in den Innovationsprozess eingebunden und während des Projekts einen engen Kontakt mit Kunden gepflegt.

Hinzu kommt, dass diese Unternehmen in der Regel immer sehr fokussiert, effizient und effektiv sind. Kurzum diese Unternehmen können zwar nicht alles, aber die richtigen Dinge machen sie gut.

Der wichtigste Erfolgsfaktor ist jedoch, dass die Mitarbeiter bei den zum Teil sehr tiefgreifenden Veränderungsprozessen mitgenommen werden.

Da jedes Unternehmen eigene Prioritäten setzt und marktspezifische Herausforderungen bewältigen muss, gibt es nicht nur einen Weg, um Innovation zu fördern. Außerdem sind Maßnahmen, die sich für ein Unternehmen und einen Markt als erfolgreich erwiesen haben, häufig nicht auf andere übertragbar. Es gibt jedoch einige Ansätze, die von innovativen Organisationen verfolgt werden.

Ideenzeit bei Google und 3M
Bei Google gibt es helle Konferenzräume, in neonlila gehaltene Kaffeeecken und ein Flipper sind Teil der Bürolandschaft des Unternehmens. Speisen und Getränke sind kostenlos, und im firmeneigenen Fitness-Studio hilft ein Personal Trainer den Mitarbeitern, in Form zu bleiben. Für Google ist Kreativität das Ergebnis von Zeit, die gemeinsam verbracht wird. Je mehr Ideen ausgetauscht werden, desto größer ist das kreative Potenzial. Deshalb versucht Google, das Leben am Arbeitsplatz so angenehm wie möglich zu gestalten. Die 20-%-Regel fordert jeden Mitarbeiter auf, 20 % seiner Arbeitszeit für neue Ideen und Projekte aufzuwenden, die nichts mit seinem Job zu tun haben. Auf diese Weise entstanden Google News, Gmail und Google Earth.

Weniger bekannt ist, dass 3M bereits 1948 ein ähnliches Programm ins Leben rief. Im Rahmen des 15-%-Zeit-Programms wurde Mitarbeitern Zeit eingeräumt, ihre eigenen Projekte zu verfolgen. Art Fry, der 3M-Forscher, der 1974 die Post-It-Notizzettel erfand, hat das Konzept in seiner 15-%-Zeit entwickelt. Viele der 20.000 Patente des Unternehmens wurden von seinen 6.500 Forschern im Rahmen dieses 15-%-Programms entwickelt.

Zusammenarbeit als Nährboden für Innovationprozesse
Da sich der globale Wettbewerb intensiviert und Entwicklungs- und Produktzyklen immer kürzer werden, werden komplexe innovative Lösungen leichter gefunden, wenn mehrere Parteien zusammenarbeiten. IBM und Procter&Gamble gehörten zu den ersten Unternehmen, die ihre Innovationsprozesse vor mehreren Jahren geöffnet haben.

IBM lancierte ihr „Innovation Discovery Programme“ im Glauben, dass bei einer offenen und fachübergreifenden Zusammenarbeit entwickelte Ideen innovativer als in völliger Abgeschiedenheit entstandene seien.

Laut Procter&Gamble soll die Hälfte der Innovationen des Unternehmens von externen Partnern kommen, und die Qualität und Geschwindigkeit der Innovationsprozesse soll von Lieferanten, Kunden und Universitäten gewährleistet werden. Die P&G-Website „connect + develop“ fordert Kunden auf, Ideen einzureichen und bei der Lösung realer Probleme zu helfen. Im Jahr 2004 stammten bereits 35 % der neuen Produkte des Unternehmens aus externen Quellen. Diese Vorgehensweise funktioniert auch andersherum: Der „Inside-out-Prozess“ verkauft internes Know-how, das nicht für das eigene operative Geschäft des Unternehmens verwendet werden kann, über Lizenzgebühren und Patente.

Geschäftsmodell - Agilität als Überlebensfaktor
Alexander Osterwalder, Autor des Bestsellers „Business Model Generation“, behauptet, dass „Unternehmen, die nicht in der Lage sind, ihr Geschäftsmodell systematisch zu erneuern, Mühe haben werden, zu überleben und erfolgreich zu sein“. Zwar tätigen Unternehmen erhebliche Investitionen und verfügen über umfangreiche Prozesse zum Untersuchen neuer Produkte und Technologien, sind aber häufig nicht in der Lage, die Geschäftsmodelle zu modernisieren

Fazit
In jedem Land und jeder Branche müssen sich Unternehmen aller Größenordnungen mit beschleunigtem Wandel und entsprechenden Geschäftschancen und Herausforderungen auseinandersetzen. Unternehmen, die dies als Chance begreifen und eine Kultur des Wandels entwickeln, die internes und externes Wissen vereint, haben die besten Chancen, konkurrenzfähig zu bleiben. Erfolgreiches Führen bedeutet heute schnelle, offene und gemeinsame Innovation in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Ohne dass die Mitarbeiter in diese Veränderungsprozesse integriert werden, sind erfolgreiche Innovationen jedoch nicht möglich.

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