Unzufrieden im Job
Viele Beschäftigte fühlen sich in ihrem aktuellen Arbeitsumfeld gelangweilt oder unterfordert. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 60 Prozent der Befragten diese Empfindungen immer, häufig oder gelegentlich verspüren. Trotz dieser Unzufriedenheit sind viele nicht bereit, den Job zu wechseln.
Rund 30 Prozent der Arbeitnehmer geben an, lediglich das Nötigste zu erledigen. Eine weitere Erhebung bestätigt dieses Bild: Nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland gibt an, im Job ihr Bestes zu geben – deutlich weniger als der internationale Durchschnitt.
Unsicherheit bremst Wechselbereitschaft
Ein Hauptgrund für die geringe Wechselbereitschaft liegt in der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit. Laut der Umfrage sehen sich 58 Prozent der Befragten dadurch stark bis mäßig darin gehemmt, berufliche Veränderungen anzugehen. Vor einem Jahr hätten noch sieben von zehn Arbeitnehmern über einen Jobwechsel nachgedacht, inzwischen ist es nur noch etwas mehr als die Hälfte.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich zuletzt weiter verschlechtert. Insbesondere in der Industrie und Automobilbranche sorgt der Stellenabbau für Verunsicherung. Zusätzlich nähert sich die Arbeitslosenzahl der Dreimillionenmarke, und die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen befindet sich auf einem historischen Tiefpunkt.
Warum viele trotz Frust bleiben
Neben der wirtschaftlichen Unsicherheit gibt es weitere Gründe, warum Menschen in unbefriedigenden Jobs verharren. Viele schätzen die Stabilität ihrer aktuellen Position, das Gehalt oder die Zusatzleistungen. Andere bleiben, weil sie ihre Kollegen mögen oder sich in ihrer Position sicher fühlen.
Ein Viertel der Befragten gibt an, nicht bereit zu sein, die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes aufs Spiel zu setzen. Zudem halten einige die Chancen auf einen neuen Job für gering, da die eigene Branche von Unsicherheiten betroffen ist oder es an offenen Stellen mangelt.
Zögern hindert persönliche Weiterentwicklung
Ein weiterer Grund, warum viele in unbefriedigenden Arbeitsverhältnissen verharren, ist das Zögern, den nächsten Schritt zu wagen. Doch genau dieses Zögern steht der persönlichen Weiterentwicklung oft im Weg. Stillstand im Job bedeutet nicht selten auch Stillstand in der eigenen Entwicklung – eine verpasste Chance, neue Kompetenzen zu erwerben, Potenziale auszuschöpfen und die eigenen Ziele zu erreichen.
Es ist wie mit einem Paar zu enger Schuhe: Niemand würde freiwillig weiter mit schmerzenden Füßen gehen, wenn bequeme Alternativen vorhanden sind. Ähnlich verhält es sich im Beruf: Sich mit einer unpassenden Situation abzufinden, obwohl Alternativen existieren, bedeutet, Komfort und Wachstum zu opfern.
Schwieriger Bewerbungsprozess als Hürde
Ein weiterer Aspekt, der die Wechselbereitschaft dämpft, ist der als frustrierend empfundene Bewerbungsprozess. Fast jeder Zweite berichtete, dass die Jobsuche im vergangenen Jahr anspruchsvoller geworden sei. Viele Bewerber erhalten trotz größerer Anstrengungen weniger Rückmeldungen, was die Enttäuschung weiter verstärkt.
Folgen für die Unternehmen
Dass zahlreiche Beschäftigte in ihrer aktuellen Rolle unzufrieden bleiben und weniger Engagement zeigen, könnte langfristig problematisch für die Unternehmen werden. Die reduzierte Leistungsbereitschaft hemmt nicht nur die Produktivität, sondern kann auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Organisationen beeinträchtigen.
Insgesamt zeigt sich, dass sowohl individuelle als auch wirtschaftliche Faktoren dafür sorgen, dass viele Arbeitnehmer trotz Unzufriedenheit in ihren Jobs bleiben – mit potenziellen Konsequenzen für die Arbeitswelt insgesamt.