Wie wichtig ist der Arbeitsweg bei der Wahl des Arbeitgebers?
von Bernd Schuster
Wie wichtig ist der Arbeitsweg bei der Wahl des Arbeitgebers?
Der Arbeitsweg spielt bei der Wahl des Arbeitgebers eine größere Rolle, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Wie wichtig ist diese Distanz im Vergleich zu anderen Kriterien wie Gehalt, Unternehmenskultur oder Karrierechancen? Und wie lang darf der Arbeitsweg sein, bevor er zur Belastung wird? Eine aktuelle Umfrage liefert interessante Einblicke.
Der Arbeitsweg als Stressfaktor
Für viele Menschen ist die Rückkehr ins Büro nach einer Homeoffice-Phase mit Frustration verbunden – oft aufgrund des Arbeitsweges. Dieser bedeutet nicht nur zusätzliche Zeit, sondern auch erhöhten Stress. Besonders Eltern, die ihre Kinder vor der Arbeit zur Schule oder Kita bringen müssen, empfinden das Homeoffice als enorme Erleichterung. Aber auch kinderlose Berufstätige schätzen die stressfreie Zeit, die durch den Wegfall des Pendelns gewonnen wird.
Einfluss des Arbeitswegs auf die Arbeitgeberwahl
Wie sehr beeinflusst die Entfernung zum Büro die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber? Eine Umfrage des Stellenportals Jooble unter 1.188 Personen zeigt: Für die Mehrheit ist der Arbeitsweg ein entscheidender Faktor.
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83,8 Prozent der Befragten geben an, dass die Distanz zur Arbeitsstelle wichtig ist.
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49,5 Prozent berichten, dass sie regelmäßig unter stressbedingten Problemen durch das Pendeln leiden, wie Erschöpfung, Zeitmangel oder unzuverlässige Verkehrsmittel.
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24,7 Prozent erleben diese Probleme gelegentlich, während 14,2 Prozent nur selten darunter leiden.
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Lediglich 11,6 Prozent empfinden keinen Stress durch ihren Arbeitsweg.
Die Umfrage zeigt auch, dass die meisten Menschen eine klare zeitliche Grenze setzen:
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54,6 Prozent möchten nicht mehr als 30 Minuten pro Strecke pendeln.
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37,7 Prozent wären bereit, bis zu einer Stunde einzuplanen.
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Nur 7,7 Prozent akzeptieren einen Arbeitsweg von mehr als einer Stunde.
Diese Angaben beziehen sich auf die einfache Strecke, nicht auf den Hin- und Rückweg.
Nähe zum Arbeitsplatz vs. andere Faktoren
Wie wichtig ist die Nähe zum Arbeitsplatz im Vergleich zu Gehalt, Unternehmenskultur oder Entwicklungsmöglichkeiten? Die Ergebnisse sprechen für sich:
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Für 77,3 Prozent der Befragten hat die Distanz zum Arbeitsplatz eine hohe Priorität.
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Nur 18,4 Prozent sehen andere Faktoren wie Gehalt oder Karrierechancen als wichtiger an.
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Gerade einmal 4,3 Prozent ist die Entfernung vollkommen egal.
Zahlen und Fakten: Pendeln in Deutschland
Laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung pendeln rund 20 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig zur Arbeit. Im Durchschnitt beträgt die Strecke 17,2 Kilometer. Dennoch gibt es große Unterschiede:
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Knapp 21 Prozent der Pendler legen mehr als 30 Kilometer pro Strecke zurück.
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Etwa 11 Prozent fahren sogar mehr als 50 Kilometer.
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Besonders in dünn besiedelten Regionen sind die Wege lang, da viele Arbeitsplätze in den Städten liegen.
In den 80 deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern befinden sich 41,3 Prozent aller Arbeitsplätze. Rund 6,8 Millionen Menschen pendeln in diese Städte. Besonders in Großstädten kommt ein hoher Anteil der Beschäftigten aus anderen Städten: In manchen Metropolen liegt der Anteil der Pendler bei über 60 Prozent.
Fazit
Die Bedeutung des Arbeitswegs für die Arbeitgeberwahl wird häufig unterschätzt. Für viele Menschen ist die Entfernung zur Arbeit nicht nur ein logistischer, sondern auch ein emotionaler Faktor, der ihre Lebensqualität und berufliche Zufriedenheit beeinflusst. Arbeitgeber, die flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice oder hybride Lösungen anbieten, können hier entscheidend punkten – besonders bei Mitarbeitenden, die lange Pendelzeiten vermeiden möchten.
Am Ende zeigt sich: Ein kurzer Arbeitsweg spart nicht nur Zeit und Nerven, sondern trägt auch dazu bei, die Balance zwischen Berufs- und Privatleben zu verbessern.