Wertschätzung = Wertschöpfung = Zufriedenheit
von Bernd Schuster
Die Überschrift beschreibt Zusammenhänge, die extrem wichtig sind und im Kern etwas benennen, das oftmals verloren gegangen ist und ohne das der Mensch eingeht wie eine Primel: Wertschätzung. Was verbirgt sich hinter diesem prallen, positiv klingenden Wort? Die Bedeutung steckt schon drin: Ich schätze etwas oder jemanden als wertvoll und teile mit, dass ich diesen Wert zu schätzen und würdigen weiß.
Wertschätzung ist ein menschliches Grundbedürfnis, wie Essen und Trinken. Wir wollen wahrgenommen werden, so wie wir sind, mit unserem Charakter, unseren Fähigkeiten und auch den Macken. Und Wertschätzung ist vor allem auch eine innere Haltung, in der wir uns selbst und anderen respektvoll begegnen. Sie zeigt sich durch Interesse am anderen, durch Zugewandtheit und Freundlichkeit. Wir brauchen Anerkennung, Feedback und soziale Eingebundenheit, das motiviert uns und macht uns stark.
Wer allerdings glaubt, nicht wertvoll zu sein, ist auch nicht in der Lage, sich selbst und andere wirklich wertzuschätzen. Es zahlt sich aus, am Selbstwert zu arbeiten, denn wer eine gute Meinung von sich hat, ist zufriedener und glücklicher. Das haben psychologische Untersuchungen gezeigt. Wer sich selbst wertschätzt, ist oftmals auch erfolgreicher, auf der Schulbank und im Beruf.
Wertschätzung am Arbeitsplatz - doppelter Erfolg
Legen Sie als Führungskraft mehr Gewicht auf eine gute Menschenführung - das strahlt auf die ganze Belegschaft aus. Schließlich darf man nicht vergessen, dass zu einem gut funktionierenden Team unbedingt auch das Zwischenmenschliche gehört. Dass man jeden einzelnen Mitarbeiter auch als Person schätzt und nicht nur seinen monetären Wert für die Firma.
Wer sich als gute Führungskraft der Wertschätzung bedient, wird mit motivierten und engagierten Mitarbeitern belohnt, die sich mit dem Unternehmen identifizieren, ihre Ideen einbringen und Spaß an der Arbeit haben. Beachtung steigert Leistung. Da werden auch mal Phasen mit höherem Arbeitsaufkommen leichter weggeschafft und schwierige Aufgaben selbstbewusster gewuppt. Unter einer wertschätzenden Regie fühlen sich die Mitarbeiter eingebunden, trauen sich mehr zu und entwickeln ein stärkeres Wir-Gefühl.
Die Hirnforschung zeigt, dass der Mensch auch leichter lernt und kreativer arbeitet, wenn er sich wertgeschätzt fühlt - zudem kann er dann verborgene Potenziale besser entfalten. Und auch das spricht für die Wertschätzung: Sie ist DAS Mittel gegen "innere Kündigungen" und Mobbing.
Aber nicht nur die Chefs, jeder sollte daran mitarbeiten, das Betriebsklima zu verbessern und damit das Wohlbefinden zu stärken. Von gegenseitiger Wertschätzung profitieren auch die Kollegen untereinander - und zwar unabhängig von Gehaltsstufe oder Hierarchieebene. Studien belegen, dass soziale Beziehungen wichtig sind für die Gesundheit. Sie wirken als Stresspuffer.
Fehlende Anerkennung macht krank
Dass fehlende Anerkennung krank macht, zu diesem Ergebnis kamen Untersuchungen und Studien. Fehlt die Wertschätzung im Führungsstil, verkümmern Mitarbeiter und Betriebsklima. Das hat bittere Folgen: Burnout, innere Kündigung, höhere Fehlzeiten und sinkende Leistung. Wer sich ein Bein für die Firma ausreißt und dennoch ignoriert fühlt, reagiert auf diese Kränkung nicht nur mit Ärger, Frust und Hilflosigkeit. Auf Dauer geht das an die Substanz, belastet den Körper. Betroffene leiden unter erhöhtem Blutdruck, die Stresshormone explodieren - ein gefährlicher Mix, der langfristig dem Herz-Kreislauf-System schaden kann.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hält mehr und mehr Einzug in die Unternehmen. Das ist gut so. Die Erfahrung hat gezeigt: Damit BGM erfolgreich ist und beide Seiten davon profitieren, müssen Sie auf persönliche Wertschätzung setzen. Nur dann werden die wichtigen Maßnahmen und Angebote auch wirklich von den Mitarbeitern angenommen - ansonsten kauft die Belegschaft Ihnen die "gute Absicht" nicht ab und die Programme laufen ins Leere.
Wertschätzung – Wie geht das?
Es geht nicht um ständiges Lob. Wertschätzung muss echt sein. Die Summe der vielen kleinen Gesten im täglichen Miteinander machen sie aus:
- Eine offene und freundliche Begrüßung, mit Zauberworten wie "bitte" und "danke" nicht geizen.
- Ernst gemeintes positives Feedback, möglichst zeitnah und nachvollziehbar.
- Ausgrenzungen und Lästereien verhindern.
- Für guten Informationsfluss im ganzen Team sorgen (interne Kommunikation).
- Schaffen Sie Transparenz im Unternehmen. Das zeigt, dass Sie die Mitarbeiter ernst nehmen.
- Führen Sie regelmäßig Einzelgespräche mit den Mitarbeitern.
- Seien Sie offen für Verbesserungsvorschläge.
- Bieten Sie Weiter- und Fortbildung an. Das zeigt, dass Sie auf den Mitarbeiter setzen, in ihn und seine Leistung investieren!
- Sehen Sie die verschiedenen Stärken, die sich im Team prima ergänzen.
- Beziehen Sie Außenseiter bewusst mit ein.
- Trauen Sie den Kollegen etwas zu und glauben Sie an deren Fähigkeiten. Schenken Sie Vertrauen.
- Irgendetwas läuft nicht rund? Es gibt Kritik? Sprechen Sie beides offen an. Auch eine gut vorgebrachte Kritik kann wertvoll sein und voranbringen.