Totes Pferd

von Bernd Schuster

Hier mal ein Beitrag der humorvolleren Art in unserem Blog. Ein gewisser Ernst wird sich beim geneigten Leser dennoch einstellen – spätestens in dem Moment wo das Gelesene und die eigenen Erfahrungen aufeinander treffen.

Eine Weisheit der Dakota-Indianer sagt: "Wenn Du feststellst, dass Dein Pferd tot ist, dann steig ab."

Doch im Berufsleben versuchen wir oft andere Strategien:

Wir sagen: "So haben wir das Pferd doch immer geritten."

Wir besorgen eine stärkere Peitsche

Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde

Wir kaufen Leute von außerhalb ein, um das tote Pferd zu reiten

Wir kaufen etwas zu, das tote Pferde schneller laufen lässt

Wir wechseln die Reiter

Wir bilden eine Task Force, um das tote Pferd wiederzubeleben

Wir schirren mehrere tote Pferde zusammen an, damit sie schneller werden

Wir erklären, dass unser Pferd "besser, schneller und billiger" tot ist

Wir schieben eine Trainingseinheit ein, um besser reiten zu lernen

Wir erklären: "Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht noch schlagen könnte."

Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung für tote Pferde zu finden

Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren

Wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein

Wir stellen Vergleiche unterschiedlich toter Pferde an

Wir machen zusätzliche Mittel locker, um die Leistung des Pferdes zu erhöhen

Wir überarbeiten die Leistungsbedingungen für Pferde

Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet

Wir ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist

Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es billigere Berater gibt

Was aber führt zu diesen Verhaltensmustern? Hoffnung, Verzweiflung, eingeschränkte Handlungsoptionen, stereotype Vorgehensweisen, fehlender Mut, mangelnde Kreativität oder Ignoranz? Wahrscheinlich spielt bei diesen Verhaltensmustern jeder dieser Umstände, und noch einige andere mehr, eine Rolle.

Ob das Pferd tot ist, orientiert sich dabei immer ganz alleine am Standpunkt des Betrachters, seinen Zielen, seinen Wertvorstellungen und vor allem der aktuellen Situation und der Perspektiven.

Auch hierzu gibt es ein amerikanisches Sprichwort: "Before you criticize someone, walk a mile in their shoes... and then, when you do criticize them, you will be a mile away. And you'll have their shoes.“

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