Mitarbeiterbindung „spezial“ – Wenn der Job nicht loslässt

von Bernd Schuster

Immer mehr Verantwortung wird Mitarbeitern/innen für die eigene Arbeitskraft eingeräumt. Dabei ist leider auch festzustellen, dass Mitarbeiterfürsorge - die Verantwortung des Arbeitsgebers, sich um den Erhalt der persönlichen Arbeitsressourcen eines jeden Mitarbeiters zu kümmern - zurückgeht.

Das lässt sich an vielen Situationen festmachen, im Wesentlichen durch die Verwischung der Grenzen zwischen Beruf und Privatleben. Diese Verwischung zeigt sich u.a. in einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten, im Übergang von starren Betriebsstrukturen zu einer dynamischen Projekt- und Teamstruktur, in der Deregulierung der Beschäftigungsformen. So wird in manchen Berufsfeldern die ständige Erreichbarkeit und die Erledigung beruflicher Dinge von zu Hause oder auf Reisen erwartet.

Dies führt zu einer sehr hohen eigenverantwortlichen Steuerung der Arbeitstätigkeit – verbunden aber auch mit Entscheidungsdruck, manchmal Überforderung und dem steigenden Risiko des Scheiterns. Diese Verbindung aus neuen Freiheiten und gestiegenem Handlungsdruck führt zu Überlastungen und psychischen Gefährdungen.

Ein Zitat von George Bernard Shaw beschreibt das so: „Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit; das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen sich vor ihr fürchten.“

Besonders schwierig wird der Strukturwandel durch die folgenden Faktoren:

  • Oft ist für Mitarbeiter nicht klar, was konkret von ihnen erwartet wird. Sie sind in vielen Belangen auf sich selbst verwiesen.
  • Es gibt keine gesicherten Rechte mehr, die Arbeit begrenzen zu dürfen.
  • Proklamierter Selbstorganisation stehen nicht selten kleinliche Controllings, Benchmarks und gesteuerte Erfolgskonkurrenz gegenüber.
  • Der Einzelne soll sich mit höchstem Commitment einbringen, bekommt aber wenig zurück (z.B. Anerkennung, Wertschätzung)

Bei diesem Strukturwandel kommt der Selbstfürsorge  eine wichtige Funktion zu.

Coaching wird dabei als Unterstützung angesehen, die allerdings oftmals erst kurz vor dem Burn-out in Anspruch genommen wird. Stattdessen kann genau Coaching in dem alltäglichen Arbeitswahnsinn helfen. Helfen, die eigenen Arbeitsprioritäten zu setzen, helfen, Entscheidungen zu treffen und helfen, die eigenen Grenzen zu wahren – gegenüber Chefs und Kollegen, aber letztlich besonders gegenüber dem eigenen Arbeitstier in sich selbst.

Damit wird es möglich viele Entscheidungen auch als aktive und durchdachte Entscheidungen zu treffen, wie beispielsweise den richtigen Zeitpunkt für einen beruflichen Wechsel, die richtige Strategie für eine Aufgabenveränderung oder auch „nur“ die richtigen neuen Wege, um Anerkennung zu erhalten. 

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