Kommunikation - mehr als Nachrichtenübermittlung

von Bernd Schuster

...jeder spricht darüber, einige tun es und wenige können es wirklich gut.

Kommunikation ist oftmals schwierig. Konflikte, Enttäuschungen und Missverständnisse sind am Arbeitsplatz, zwischen Partnern und Freunden, in Familien, in Schulen, und sogar zwischen Ländern und Kulturen an der Tagesordnung. Wenn Sie wissen möchten, weshalb Kommunikation aus dem Gleichgewicht gerät schauen Sie sich die folgenden fünf Kommunikationsaxiome an.

Man kann nicht nicht kommunizieren
Alles, was wir sagen, nicht sagen, tun oder nicht tun, übermittelt eine Nachricht. Das bedeutet, dass wir nicht entscheiden können, ob wir kommunizieren oder nicht. Kommunikation passiert verbal, nonverbal, explizit und implizit. Wir sollten uns dessen bewusst sein, dass eine hochgezogene Augenbraue, ein abgewandtes Gesicht, oder ein herablassender Blick (negative) Informationen an die andere Person übermitteln.
Beispiel: Der Manager fragt, wer das Meetingprotokoll schreiben möchte. Julia senkt den Kopf und starrt auf ihren Laptop.

Inhalt und Beziehung
Jede Kommunikation hat zwei Aspekte: Inhalt und Beziehung. Der Inhaltsaspekt bezieht sich auf das „was“ der Botschaft: die Fakten. Der Beziehungsaspekt beschreibt, "wie" der Sender seine Beziehung zu dem Empfänger der Botschaft sieht und wie er sie verstanden haben will, d. h. als Chef, Untergebener, Kollege, Gegner usw. Die Beziehungsbotschaft ist stets das wichtigste Element. Gelingt die Kommunikation, nimmt der Empfänger den Sender so wahr, wie dieser wahrgenommen werden möchte, und beide sind sich über den Inhalts- und Beziehungsaspekt einig. Wenn wir unseren eigenen Tonfall, unseren Gesichtsausdruck und unsere Gesten wahrnehmen, erkennen wir schnell, dass wir mit verschiedenen Menschen unterschiedlich kommunizieren.
Wenn eine Beziehung auf der Inhaltsebene schwierig ist, kann sie auch zu destruktiver Kommunikation führen.
Beispiel: Matthias ist in einem Meeting nicht mit Roberts Argumenten einverstanden, da er ihn persönlich nicht leiden kann. Was immer Robert sagt, Matthias ist stets anderer Meinung.

Interpunktion
Menschen interpretieren ihr eigenes Verhalten häufig als Antwort auf das Verhalten der anderen Person. Wer hat den Streit angefangen? Wer hat Recht? Beide Fragen werden normalerweise von den Beteiligten unterschiedlich beantwortet. Infolgedessen reden sie aneinander vorbei. Denken Sie an einen Ehestreit oder die harten Positionen zwischen Kollegen. Jeder hat seinen eigenen Standpunkt bezüglich der Frage, weshalb der Andere das getan hat, was er getan hat. Da Kommunikation ein kontinuierlicher Zyklus ist, kann nicht (genau) zurückverfolgt werden, wie die Diskussion begonnen hat.
Beispiel: Die Assistentin vermeidet es, ein Gespräch mit ihrem Manager zu eröffnen, da dieser stets zusätzliche Aufgaben für sie bereithält und die Möglichkeit nutzt, Dinge anzusprechen, die verbessert werden könnten.
Der Manager hält die Assistentin für passiv und „grollt“. Jedes Verhalten gründet auf dem Verhalten des Anderen.

Nur ein Wechsel der Perspektive kann die Situation ändern. Wer in der Lage ist, sich in die andere Person hineinzuversetzen, ist in der Lage zu bemerken, dass die Argumente oder das Verhalten des Anderen nicht falsch sind.

Digital und analog
Wir kommunizieren gleichzeitig digital und analog. Digitale Elemente sind gesprochene Worte und universell verstandene Gesten, wie ein Lächeln, Tränen usw. Wenn Sie sagen: „Er ist groß“, handelt es sich um eine digitale Botschaft. Analoge Elemente sind oft nonverbal. Wenn Sie jemanden auffordern, sich zu setzen, indem Sie auf einen Stuhl zeigen, handelt es sich um ein analoges Element. Wenn sich analoge und digitale Botschaften widersprechen, scheitert die Kommunikation aller Wahrscheinlichkeit nach.
Beispiel: Manager: „Wir haben genügend Zeit, um den nächsten Projektschritt zu diskutieren“. Er schaut jedoch alle fünf Minuten auf die Uhr.

Symmetrisch oder komplementär
Kommunikation ist je nach dem zwischen den Beteiligten herrschenden Machtgleichgewicht „symmetrisch“ oder „komplementär“. In symmetrischen Beziehungen bewegen sich die Beteiligten auf Augenhöhe, z.B. zwei Projektmanager, die sich darüber unterhalten, wie sie am besten mit dem engen Zeitrahmen umgehen. In einer komplementären Beziehung beruht die Kommunikation auf Unterschieden infolge von Status, Ausbildung, Hierarchie, Aussehen usw. Mögliche Beispiele sind ein Auszubildender und ein langjähriger Ausbildungsbeauftragter, ein Firmeninhaber und sein Assistent oder eine extrovertierte und eine schüchterne Person.
Beispiele von Störungen:
Symmetrische Eskalation: Jeder versucht, den Anderen zu übertrumpfen und eine überlegene Position einzunehmen.
Komplementäre Trennung: Jeder betont seine eigene Position, einer in die eine Richtung und der Andere in die entgegengesetzte.

Der Glaube, es gebe nur eine Wirklichkeit, ist die gefährlichste Selbsttäuschung.
Paul Watzlawick

 

Fazit

Gute Kommunikation ist nicht immer eine Selbstverständlichkeit
Jeder von uns verwendet Worte, Ausdrücke und hat Einstellungen, die für ihn spezifisch sind. Sie haben für einen Anderen nicht unbedingt die gleiche Bedeutung. Aus diesem Grund sind Missverständnisse in gewissem Sinne „normal".

Unsere Wahrnehmung der Realität ist nicht die Realität
Unser Verhalten gegenüber der Welt wird nicht von dem diktiert, was ist, sondern von unseren Wahrnehmungen. Da diese durch unsere persönlichen Bezugssysteme beeinflusst werden, kann niemand die „richtige“ Sicht für sich beanspruchen.

Jede Botschaft hat zwei Ebenen: Inhalt und Beziehung
Jede Kommunikation übermittelt zwei Arten von Informationen. Eine betrifft Fakten, Gefühle und Meinungen: Der Inhalt. Die Andere sagt etwas über das Verhältnis der Beteiligten aus: Die Beziehung. Die Beziehung dominiert häufig den Inhalt.

Die Ergebnisse unserer Kommunikation sind die Antworten, die wir erhalten
Reaktionen auf unsere Kommunikation helfen uns, deren Angemessenheit zu beurteilen. Wenn unsere primären Erwartungen nicht erfüllt werden, liegt es hauptsächlich an uns, den Kommunizierenden, einen anderen Ausdrucksmodus zu wählen.

Alle Beteiligten sind für das Beziehungsproblem verantwortlich
Jedes Kommunikationsproblem ist die Folge einer Beziehungsstörung zwischen allen Beteiligten. Niemand kann das Problem alleine lösen.

 

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