Karrierekiller Probezeit
von Bernd Schuster
Mit dem bevorstehenden Quartalswechsel, steht für viele auch ein beruflicher Wechsel an - der Traumjob kann beginnen.
Wer seinen neuen Job antritt, will einen guten Eindruck machen. Unter Umständen kann man den Traumjob allerdings schneller wieder los sein, als einem lieb ist. Schließlich wird der Neuling in den ersten Wochen von Chef und Kollegen besonders aufmerksam beobachtet und eine Kündigung kann während der Probezeit ohne größere Begründung ausgesprochen werden.
In Deutschland scheitert Statistiken zufolge jedes fünfte Arbeitsverhältnis innerhalb der ersten sechs Monate. Wie lässt sich die Gratwanderung zwischen Einfügen ins Team, erste Zeichen setzen, Eindruck schinden und Fähigkeiten ausspielen schaffen?
Unbedingt zu vermeiden ist, sich überall einzumischen und ständig Verbesserungsvorschläge zu machen. So würde "der Neue" direkt als Feind wahrgenommen. Wer einen ausgeprägten Drang verspürt, neue Ideen und ohne Rücksicht auf Verluste allein durchzusetzen, begibt sich schnell auf dünnes Eis.
Hier hilft ein bescheiden wirkender Auftakt: Auch wenn man es besser weiß, nicht alles selbst und allein machen, sondern die Kollegen um Rat fragen. Auch auf rasche Kritik nicht ungehalten oder gereizt reagieren, sondern Schlüsse für die Befindlichkeiten der Kollegen ziehen.
Wichtig ist es am Anfang zunächst erst einmal den „Stallgeruch“ aufzunehmen und die Zusammenhänge wahrzunehmen. Wichtige Fragen dabei sind, von welchen Kollegen man Informationen bekommt, wer die Entscheidungen trifft und auch, aus welchen Kungeleien unter Kollegen man sich lieber raushalten sollte. Funktioniert das Netzwerk erst einmal, hilft es auch dabei, sich regelmäßig Feedback geben zu lassen und mögliche Probleme früh zu erkennen.
Doch gelten die Anpassungsregeln nicht nur für den Neuankömmling. Auch das Unternehmen hat mit der Stellenausschreibung oder den Aussagen im persönlichen Gespräch Zusicherungen zum Aufgabenbereich, zu Abläufen und Betriebskultur abgegeben. Sollten diese Aussagen sich als völlige Fantasiegespinste herausstellen, hat auch der Mitarbeiter während der Probezeit die Möglichkeit, ohne ausführliche Angabe von Gründen kurzfristig zu kündigen.
Doch auch hier gilt: Vorher genau überlegen, wie man diesen Schritt nach innen und nach außen kommunizieren will. Grundsätzlich vermeiden sollten Arbeitnehmer, verbrannte Erde zu hinterlassen. Oftmals ist es sinnvoller stattdessen die Flucht nach vorn antreten und das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Es sollte möglichst sachlich erklärt werden, warum man doch nicht zueinander passt oder sich etwaige Konflikte nicht auflösen lassen. Die Begründung für den potenziellen neuen Arbeitgeber sollte allerdings schon differenzierter ausfallen, als: "Es war alles ein großer Irrtum".
Ein regelmäßiger Austausch mit dem Vorgesetzten während der Probezeit räumt so manchen Stolperstein aus dem Weg. Darüber hinaus gilt, dass eine erfolgreiche Probezeit, und damit die Voraussetzung für den Traumjob, weit vor dem ersten Arbeitstag beginnt. Das Unternehmen und den Job im Vorfeld so gut wie möglich mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen, kann helfen unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Dabei können auch persönliche oder öffentliche Netzwerke hilfreich sein.
Ein möglichst genaues Bild vom „Organismus“ des neuen Arbeitgebers hilft dabei zu vermeiden, dass Frustration auf beiden Seiten entsteht. Denn wie heißt es schon in der Bibel: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“.