"Generation Y" - Die Gestalter unserer Zukunft

von Bernd Schuster

Mittlerweile hat sich ein Begriff etabliert, der zunächst kryptisch erscheint, sich beim näheren Hinsehen jedoch „nur“ als Anglizismus erweist: „Generation Y“.

Englisch ausgesprochen, lautet der Begriff „Generation Why“ - die Frage nach dem „Warum?“ ist allgegenwärtig. „Warum muss ich bis 18 Uhr im Büro bleiben, wenn nichts mehr zu tun ist?“,  „Warum traut sich kein Kollege, mehr als zwei Monate in Elternzeit zu gehen?“, „Warum darf ich tagsüber keine privaten E-Mails schreiben, wenn ich doch am Samstag auch die beruflichen beantworten soll?“

Vertreter dieser Generation sind z.B. Mark Zuckerberg, Gründer von Facebook, Jon Favreau, der Redenschreiber Barack Obamas, und Lena Meyer-Landrut, Siegerin des European Song Contest 2010.

Diese Generation ist in einer „kinderzentrierten“ Gesellschaft groß geworden, in der sie viel Beachtung und auch hohe Erwartungen ihrer Eltern und ihrer Umwelt erfahren hat.

Sie sind alle nach 1980 geboren - sind angeblich beweglich bis sprunghaft, weltoffen und multikulturell, experimentierfreudig, technikaffin und hochinformiert. Ihnen wird nachgesagt, sie wären bindungslos, würden virtuelles und mobiles Arbeiten zur Bedingung machen und eine ausgeglichene Work-Life-Balance ganz selbstverständlich einfordern.

Sie sind typischerweise teamorientiert, beherrschen Multitasking und sind in der Lage, Sport, Ausbildung und soziale Interessen unter einen Hut zu bekommen.  Sie respektieren Hierarchien, erwarten aber auch eine von Partizipation geprägte Unternehmenskultur, sie wollen Verantwortung übernehmen und sich selbst verwirklichen.

Auf der einen Seite schätzen sie Struktur, Stabilität und einen sicheren Arbeitsplatz sehr, zugleich möchten sie aber auch interessante Herausforderungen meistern. Somit haben sie ein gemeinsames Merkmal: Sie unterscheiden sich in ihren Werten, Bedürfnissen und Verhaltensweisen von den vorangegangenen Generationen und damit von den jetzigen Mitarbeitern in den Unternehmen.

Die typischen linearen Lebenspläne, beginnend mit Ausbildung/Studium, gefolgt von einer sehr langen Arbeitsphase und schließlich abgeschlossen von einer ebenfalls sehr langen Rentenphase scheinen bei der „Generation Y“ aus der Mode zu sein. Sie werden von einer zunehmenden Zyklisierung über die gesamte Lebenszeit verdrängt. Es gibt mehrere verschiedene Perioden der Ausbildung, Arbeit und Erholung, die sich häufig abwechseln und überlappen.

Arbeitnehmer der „Generation Y“ wünschen sich von Arbeitgebern eine attraktive Vergütung. Diese Erwartung ist jedoch auch ein Quell von Unzufriedenheit und Wechselbereitschaft. Denn junge Berufstätige müssen aktuell beim Gehalt häufig Abstriche machen – so ein Ergebnis der Accenture-Studie „2012 Pulse Check. Generation Y im Berufsalltag“.

Doch nicht nur beim Gehalt zeichnen sich Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit ab. Gefragt nach ihrer aktuellen Situation, antwortete mehr als die Hälfte der „Generation Y-ler“, dass derzeit keine passgenaue Übereinstimmung zwischen den persönlich wichtigen Arbeitgebermerkmalen und der tatsächlichen Wirklichkeit beim Arbeitgeber besteht. Besonders groß war die Diskrepanz auch bei den Karrieremöglichkeiten, der Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Leistung und der Qualität der Führungskräfte.

Dennoch ist die Zufriedenheit der „Generation Y“ mit ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis relativ hoch. Junge Arbeitnehmer, die im ersten Jahr bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber beschäftigt sind, zeigen die höchste Zufriedenheit. Diese flaut aber mit der Dauer des Arbeitsverhältnisses ab.

Damit sich die „Generation Y“ in Unternehmen wohl fühlt bedarf es im Wesentlichen der folgenden Voraussetzungen:

  • Herausfordernde Arbeit
  • Offene Kommunikation
  • Attraktive Vergütung
  • Arbeitsplatzsicherheit
  • Zukunftsperspektiven
  • Gute Führungskräfte
  • Stetiges Feedback
  • Gute Lernmöglichkeiten

Auch wenn sich ein mehr oder wenig ausgeprägter Generationenkonflikt einstellen wird bzw. schon eingestellt hat, bin ich der Meinung, dass die Wege und Werte dieser Generation weitesgehend gut sind. Dass diese Wege neu sind und deshalb den Wenigsten gefallen, ist genauso normal wie notwendig. Wie sagte schon Thomas Jefferson: "Jede Generation braucht eine neue Revolution."

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