Die Zeit nach der Probezeit

von Bernd Schuster

Nachdem wir schon einmal über die Karrierekiller in der Probezeit geschrieben haben, hier nun die Fortsetzung für die Zeit danach.

Profunde Fachkenntnis, strategische Weitsicht und außergewöhnliches Engagement sind nicht die einzigen Grundpfeiler einer Karriere, dazu gehört mehr. Besonderer Aufmerksamkeit und Sensibilität bedarf es um sich innerhalb der betrieblichen Gemengelage zu Recht zu finden.

Bei näherer Betrachtung werden die Sprossen der Karriereleiter in der Regel nicht von inkompetenten Kollegen oder ahnungslosen Chefs angesägt. Die meisten Menschen scheitern auf dem Weg nach oben meist an den eigenen Fehlern – oft, ohne das zu bemerken.

Vor dem ersten Schritt auf der Leiter
Der Aufstieg auf der Karriereleiter ist zunächst erst einmal kein Grundrecht. Der erfolgreichste Account Manager bleibt gegebenenfalls am Boden, weil es sich für den Vertriebsleiter nicht auszahlt, das beste Pferd im Stall zu verlieren und sich vielleicht sogar einen Rivalen zu schaffen. Außerdem sollten Sie sich von dem Gedanken verabschieden, dass Sie hätten den Aufstieg endlich "verdient" haben, weil Sie z.B. schon zehn Jahre in der gleichen Position erfolgreich sind.

Zunächst gilt es Karriere und Lebensentwurf in Einklang zu bringen. Wer keinen Lebensentwurf hat, der kann auch die Richtung nicht kennen, in die er sich bewegen will oder muss. Jeder der Karriere machen möchte muss sich über drei Aspekte im Klaren sein: private Ziele, Karriereziele und finanzielle Ziele. Mit einem schönen Posten in einer erfüllten Partnerschaft leben, aber die Raten für den Smart nicht mehr zahlen können, ist wahrlich nicht sehr befriedigend und erstrebenswert.

Die nüchterne und realistische Analyse in Sachen Persönlichkeit, Karriere und Geld ist nicht einfach. Sie sollte schonungslos und schriftlich erfolgen. Dazu gehört eine Analyse der Wettbewerbssituation, der eigenen Fähigkeiten und des "Marktes". Ohne das begibt man seine Lebensplanung in eine Grauzone beziehungsweise in die Hände anderer Menschen.

Die ersten Sprossen
Dass sich die Anforderungen an Mitarbeiter permanent verändern, ist gerade in innovationsgetriebenen Branchen der Normalzustand. Wer seine Fähigkeiten nicht auf dem neusten Stand hält, läuft Gefahr, dass sie wertlos werden und die Aufgaben von der nachrückenden Generation, neuen Kollegen oder in fremden Ländern erledigt werden. Wer an der eigenen Weiterbildung spart, begibt sich in eine Abhängigkeit, aus der er sich nur schwer wieder befreien kann. Dabei geht es bei der Weiterbildung nicht nur um die Aktualisierung technischer Fertigkeiten, sondern auch um geschäftliche Grundlagen sowie der Stärkung der sogenannten Soft-Skills.

Auf halber Strecke
Es kommt nicht darauf an, was man kann, sondern auf das, welche Ergebnisse man vorweisen kann. Auf der Strecke bleibt, bei dem der 14-Stunden-Tag zwar die Regel ist, er aber keinen messbaren Zugewinn vorweisen kann. Die großen Boni werden nicht für Mitarbeiter ausgeschüttet, die möglichst wenig Kosten und Probleme verursachen, sondern für solche, die messbar zum Wachstum beitragen.

Generell ist dabei entscheidend, die eigene Effizienz nicht mit der Effektivität zu verwechseln. So lässt sich die persönliche Kommunikation nur unzureichend durch E-Mails ersetzen. Zwar steigern diese Möglichkeiten die Effizienz des Mitarbeiters, ein übermäßiger Einsatz kann jedoch die Effektivität reduzieren, weil Sie nicht mehr in der Lage sind, die zwischenmenschlichen Facetten Ihres Jobs abzudecken. Gerade in der heutigen Arbeitswelt mit ihrer automatisierten Kommunikation ist es deshalb wichtig, den persönlichen Kontakt aufrecht zu erhalten.

Falsche Richtung
Besserwisser denken nicht und nerven ihre Umgebung, Siegertypen zeigen sich hingegen offen für neue Ideen und Ansätze. Stellen Sie Fragen, statt Ideen und Engagement Ihrer Kollegen, Untergebenen oder Geschäftspartner mit vorschneller Kritik ("Kenne ich schon, kann doch gar nicht klappen, hat noch nie geklappt, damit hatten wir die letzten 26 Jahre doch Erfolg") im Keim zu ersticken. Manager mit dieser Geisteshaltung stehen jedem Wandel im Weg - und vor allem sich selbst.

Ein klassischer Karriere-Killer ist, wenn Sie Erfolge stets allein auf dem eigenen Konto verbuchen. Ausnahme: Sie sind Einzelkämpfer. Andernfalls gehört es sich, die Anerkennung und das Lob auf alle zu verteilen, die zum Erfolg beigetragen haben. Es geht hierbei nicht darum, den eigenen Anteil am Gelingen zu unterschlagen, sondern darum, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken und das Engagement der Mitarbeiter zu honorieren. Ein paar Mal kann die Strategie der "fremden Federn" funktionieren, doch jeder Vorgesetzte, der auch nur ein wenig aufmerksam ist, wird Ihnen irgendwann auf die Schliche kommen.

Verlierer unterschätzen, wie wichtig es ist, andere vom Erfolg ihrer Projekte zu unterrichten - oder sie wissen es und schießen dabei über das Ziel hinaus. In einer räumlich und zeitlich zerrissenen Arbeitswelt ist es umso wichtiger, den Vorgesetzten auf dem aktuellen Stand zu halten und ihn darüber zu informieren, wie man dem Unternehmen nutzen konnte. Über die Art und Weise der Informationen entscheidet der Einzelfall - manchmal reicht eine wöchentliche E-Mail, manchmal holt sich der Vorgesetzte den Statusbericht selbst ab. Im Zweifelsfall gilt: Weniger ist mehr.

Trotz der größten Anstrengungen, der besten Ideen und der passenden Skills kann es passieren, dass Sie an einem bestimmten Punkt mit Ihrem Latein am Ende sind. Hier gilt es, den Ratschlag von Menschen (Freunde, Kollegen, Coaches/Mentoren) einzuholen, die das Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Wer die eigene Unzulänglichkeit verdrängt und stattdessen versucht, die Herausforderung auf Biegen und Brechen aus eigener Kraft zu meistern, wird selbst zur Herausforderung.

Guter Weg
Authentisch zu bleiben, den Gegenüber und vor allem sich selbst als Mensch wahrzunehmen und zu behandeln, das Wohl des Teams und des Unternehmens klar in den Vordergrund zu stellen, das sind die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Weg auf der Karriereleiter. Dabei achtsam zu sein, sich selbst kritisch aber konstruktiv zu hinterfragen und anderen zu vertrauen, hilft dabei diesen Weg auch möglichst unfallfrei zu bewältigen.

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