Die eigene Position – Kennen, nutzen, verändern

von Bernd Schuster

Sie wollen mehr verdienen, neue Aufgabe übernehmen oder lieber von zu Hause arbeiten – doch Ihr Chef sagt Nein? Kein Grund, gleich aufzugeben. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei Ihre Ziele durchzusetzen.

So treiben Sie den Blutdruck Ihres Chefs in die Höhe
Wenn Sie allerdings ganz sicher gehen wollen, dass Ihre Absichten scheitern, sollten Sie sich einfach an den folgenden Szenarien orientieren.

„Ich habe erfahren, was der Kollege Müller verdient. Jetzt will ich dasselbe!“
Kein Chef mag es, wenn sich seine Angestellten hinter seinem Rücken gegenseitig zurufen, was sie verdienen. Er bezahlt nur nach Leistung, das ist sein Gerechtigkeitsbegriff.

„Ich habe ein Haus gekauft. Jetzt brauche ich mehr Geld!“
Verschonen Sie Ihren Chef besser mit derart privaten Problemen. Außerdem bestätigt ein solches Eingeständnis, dass Sie nicht mit Geld umgehen können. Sie sind ein Risikofaktor für die das Unternehmen, die Gehaltserhöhung können Sie vergessen.

„Sie haben die Wahl: Entweder mehr Geld - oder ich bin weg!“
Mit Erpressung kommen Sie bei Ihrem Chef nicht weiter. Sogar wenn Sie ein guter Mitarbeiter sind und er Sie braucht, wird er nicht auf dieses Angebot eingehen. Er würde nie eingestehen, dass er von jemandem abhängig ist.

„Ich habe fünfjähriges Dienstjubiläum. Höchste Zeit für einer Gehaltserhöhung!“
Die Forderung nach einem Nistplatz-Bonus wird sicher auf taube Ohren stoßen.

„Die Kollegen übertreffen ich bei weitem. Das sollte auch für mein Gehalt gelten!“
Ihr Chef wird sich fragen, warum Sie Ihre Kollegen schlecht machen. Er wird Sie auch für einen Sprücheklopfer halten, dafür hat keiner eine Gehaltserhöhung bekommen.

„Ich könnte am Markt mindestens das Doppelte bekommen!“
Ihr Chef wird Ihnen Realitätsverlust attestieren und Ihnen unter keinen Umständen noch mehr Geld geben, sonst könnten Sie noch vollends abheben. Er wird sich fragen, ob Sie auch in Ihrem Alltag so leichtfertig mit Fakten umgehen.

„Entweder mehr Geld oder ich mache Dienst nach Vorschrift!“
Das klingt für Ihren Chef, als hätten Sie sich innerlich schon von Ihrem Arbeitsplatz verabschiedet. Dafür gibt es nicht mehr Geld, sondern höchstens eine Abmahnung.

 

Die Diskrepanz zwischen Aussagen und Absichten
Auch Chefs haben die Möglichkeit mit „kreativer“ Realitätsbeschreibung zu punkten.

„Es fehlt die Position um Sie zu befördern!"
Die Absicht
:
Der Chef signalisiert seine Bereitschaft, Sie auf der Karriereleiter voranzubringen. Leider fehlt die dafür nötige Sprosse. Er ermutigt Sie, unter Volldampf weiterzuarbeiten.

Die Wahrheit: In der modernen Personalpolitik werden nicht Menschen für Stellen gesucht, sondern Stellen für Menschen geschaffen. Deshalb hat der Chef womöglich kein Interesse an einer Beförderung.

Gegenstrategie: Machen Sie deutlich, dass Sie unbedingt aufsteigen wollen. Signalisieren Sie, dass sie dafür auch zu einem anderen Unternehmen wechseln würden. Die Aussicht, Sie zu verlieren, könnte seine Meinung ändern.

„Bei mir steigen nur Teamarbeiter auf!"
Die Absicht:
Sie sollen Konflikte schlichten und andere motivieren und selbstlos schuften, kurz: einen Teil der Chefarbeit unentgeltlich übernehmen.

Die Wahrheit: Befördert wird immer der, der aus der Masse herausragt und kein Team. Wer Erfolge klar für sich verbucht, hat beste Chancen auf den Aufstieg.

Gegenstrategie: Zwingen Sie den Chef, konkret zu werden. Was müssen Sie für den nächsten Karriereschritt erreichen?

„Dafür sind Sie leider zu alt/zu jung!"
Die Absicht:
Offensichtlich will sich Ihr Chef nicht auf sachliche Argumente einlassen. Vielleicht hofft er auch, Sie mit Ihrem Alter an einem wunden Punkt zu erwischen.

Die Wahrheit: Alter sagt nichts über Qualifikation oder Qualität aus. Nirgendwo steht geschrieben, wie jung oder alt man für eine bestimmte Aufgabe sein muss.

Gegenstrategie: Bringen Sie das Gespräch auf eine sachliche Ebene zurück. Fragen Sie: „Welche Qualitäten hätte ich Ihrer Meinung nach, wenn ich fünf Jahre älter (oder jünger) wäre?“

„Sprechen Sie offen - ich behalt´s für mich"
Die Absicht:
Ihr Chef will alles von Ihnen erfahren. Über ein gescheitertes Projekt oder über einen unfähigen Mitarbeiter.

Die Wahrheit: Der Chef wird dafür bezahlt, Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Erzählen Sie ihm pikante Details, wird er sicher nicht schweigen.

Gegenstrategie: Sofern Sie Schaden von sich und anderen abhalten wollen, ist „Ich kann Ihnen da nicht helfen als Antwort genau richtig.

„Privat telefonieren oder früher gehen - das stört mich nicht"
Die Absicht
:
Ihr Chef will nicht als Aufpasser gelten. Schließlich sollen Sie für ihn durchs Feuer gehen, wenn es mal eng wird.

Die Wahrheit: Kein Chef hat es gern, wenn seine Mitarbeiter private Schwätzchen am Telefon halten oder das Unternehmen vor Feierabend verlassen.

Gegenstrategie: Verlegen Sie private Gespräche auf Zeitpunkte, zu denen Ihr Chef nichts mitbekommt. Müssen Sie einmal früher gehen, nennen Sie Grund und fragen noch einmal nach, ob es ok ist.

„Sie können gehen, wenn es Ihnen hier nicht passt!"
Die Absicht
:
Sie sollen das Gefühl bekommen, dass Ihr Chef Sie in der Hand hat. Wenn Sie nicht klein beigeben, können Sie jederzeit auf der Straße landen.

Die Wahrheit: Kündigungen sind leicht anzudrohen und schwer durchzusetzen. Ein Mitarbeiter kann sowohl gegen Abmahnungen als auch gegen Kündigungen juristisch vorgehen.

Gegenstrategie: Wenn dieser Satz fällt, ist Feuer unterm Dach. Sagen Sie, dass sie für sachliche und konstruktive Kritik an Ihrer Arbeit offen sind, sich Drohungen aber verbitten.

„Wenn Sie gehen, ist die Tür für immer zu!"
Die Absicht
:
Sie sollen das Gefühl bekommen verbrannte Erde zu hinterlassen. Gerade in engen Märkten ist diese Behauptung vorzüglich geeignet, um Sie zu halten.

Die Wahrheit: Exzellente Mitarbeiter sind rar - Ihnen wird sich die Tür auch ein zweites Mal öffnen. Wichtig sind aber die Umstände unter denen man ein Unternehmen verlässt.

Gegenstrategie: Lassen Sie sich nicht einschüchtern, falls Sie einen Wechsel planen. Sollte Ihr Herz noch an Ihrem alten Arbeitgeber hängen, warum geben Sie ihr nicht noch eine Chance? „Ich habe ein Angebot, das sehr interessant ist. Allerdings fühle ich mich ziemlich wohl hier - und würde am liebsten weiter zum Erfolg unseres Unternehmens beitragen...“

 

Richtige Kommunikation - der Unterschied macht es
Der Schlüssel zum Erfolg liegt auch hier in der Kommunikation. Achten Sie insbesondere auf die folgenden Merkmale:

Atmospähirsche Störungen
Stimmt die Beziehungsebene, funktioniert in der Regel auch der inhaltliche Austausch. Stimmt sie nicht, prägen beispielsweise Misstrauen, Abneigung oder Streit die Atmosphäre, sind Konflikte vorprogrammiert.

Killerphrasen
Hinter Killerphrasen verstecken sich Denkverbote, Trägheit und Arroganz.

Vieldeutigkeit
Zwischenmenschliche Kommunikation ist alles, nur nicht eindeutig. Die Kehrseite dieser Vielfalt: Vieldeutigkeit und Fehleranfälligkeit.

Schweigen
Schweigen, wo eine Reaktion gefragt wäre, ist ein Alarmsignal. Dessen Bedeutung hängt von der Machtposition des Schweigers ab.

Jammern
Passen Sie auf, dass vor lauter Jammern Ziele und Lösungen nicht aus dem Blick geraten.

Unaufrichtigkeit
Drohungen, Lügen oder Lippenbekenntnisse gefährden auf die Dauer den Unternehmenserfolg: Das Engagement sinkt und Innovationen werden blockiert.

Unternehmenskultur
Gute Kommunikation funktioniert nur eingebettet in eine positive Unternehmenskultur.

 

Grundsätzlich sollten Sie sich Gedanken machen, ob Sie den richtigen Job haben, wenn ...
... Sie im Büro oft von Dingen träumen, die Sie lieber täten, als im Büro zu sitzen,

... Sie sich jeden Morgen aus dem Bett quälen,

... nur für Ihren nächsten Urlaub arbeiten und frustriert mit anderen über Ihre aktuelle Tätigkeit sprechen,

... Sie sich am Montag schon aufs nächste Wochenende freuen,

... ein wachsendes Gefühl von innerer Leere und Sinnlosigkeit in sich und in dem, was Sie tun, spüren,

... sie sich beruflich unterfordert fühlen, aber aus Angst, keine neue Stelle zu finden, in Ihrem Job nur Ihre Zeit absitzen,

... nur "Ihren Job" machen und ein deutliches Verlangen spüren, anderen Anteilen Ihrer Persönlichkeit mehr Raum zu geben.

Zurück

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

OK