Coaching statt Durchbeißen: Warum Beratung heute kein Zeichen von Schwäche ist
von Bernd Schuster
Früher galt: Wer im Job oder im Studium Probleme hatte, musste sich eben durchbeißen. Schwächen zuzugeben, war tabu. Hilfe von außen? Völlig unvorstellbar. Viele ältere Generationen sahen das Leben als DIY-Projekt: Ein schlechter Chef, eine herbe Enttäuschung? Runterschlucken, mit einem Glas Wein verarbeiten und weiter geht’s.
Heute ist die Haltung eine andere. Jüngere Generationen betrachten es als normal, sich Rat zu holen – sei es durch Coaches, Mentoren oder Berater. Sie sehen Coaching nicht als Eingeständnis von Schwäche, sondern als Chance, an sich zu arbeiten und Klarheit zu gewinnen.
Ein modernes Beispiel: Fokus statt Chaos
Lisa, 19 Jahre alt, frisch aus der Schule und mitten im Studium, berichtet: „Ein Coaching hilft mir, meine Ziele klar zu definieren und mich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt.“ Für sie ist es völlig normal, sich professionelle Unterstützung zu holen.
Viele Ältere hingegen runzeln die Stirn. Was früher belächelt wurde, ist heute ernstzunehmender denn je. Denn die Welt ist komplexer geworden. Berufsfelder verschwinden, der Druck steigt, Entscheidungen werden schwieriger.
Ein boomender Markt mit Tücken
Der Bedarf an Coaching wächst. Heute bieten tausende Menschen ihre Dienste an, teils mit fragwürdiger Qualifikation. Uwe Kanning, Wirtschaftspsychologie-Professor, warnt: „Der Coaching-Markt ist unreguliert und unübersichtlich. Viele Coaches sind kaum ausgebildet.“ Dennoch suchen viele Menschen nach Orientierung und finden sie oft genau hier.
Coaching im Job: Vom Zwang zur Chance
Auch Unternehmen haben den Wert von professioneller Beratung erkannt. Während Coaching früher nur Topmanagern vorbehalten war, bieten mittlerweile viele Arbeitgeber Seminare und Coachings für ihre Fachkräfte an. Ziele: Kommunikationsfähigkeit verbessern, Resilienz stärken und Konflikte lösen.
Ein ehemaliger Topmanager erinnert sich: „Zu Beginn meiner Karriere wurde mir ein Coach zur Seite gestellt, um schwierige Entscheidungen – wie Mitarbeiterkündigungen – professionell zu bewältigen. Das war hart, aber am Ende hilfreich.“ Später entschied er sich bewusst für einen anderen Karriereweg, der weniger einträglich, dafür aber sinnvoll war.
Ein Coaching kann vieles ändern
Ein guter Coach hilft, Antworten auf schwierige Fragen zu finden: Wo stehe ich? Wo möchte ich hin? Was ist mir wirklich wichtig? Gerade in der heutigen Arbeitswelt, die durch Unsicherheit und ständige Veränderungen geprägt ist, kann das entscheidend sein.
Beispiel gefällig? Paul, 30 Jahre alt, steigt zum Teamleiter auf. Während er seinen Erfolg feiert, herrscht Unzufriedenheit bei den Kollegen, die ebenfalls auf die Beförderung gehofft hatten. Ein Coaching hilft ihm, die Spannungen zu erkennen und das Team wieder zusammenzubringen.
Kein Luxus, sondern Notwendigkeit
Coaching ist kein Trend, sondern eine Reaktion auf die Herausforderungen unserer Zeit. Die Fragen, die sich stellen, sind grundsätzlich: Wie treffe ich kluge Entscheidungen in einer Welt, die sich ständig verändert? Was würde ich tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Wie möchte ich meine Lebenszeit verbringen?
Wer diese Fragen beantworten möchte, findet im Coaching wertvolle Unterstützung. Nicht, weil er schwach ist, sondern weil er die Stärke besitzt, an sich zu arbeiten und seine Ziele klar zu verfolgen.
Fazit: Coaching ist eine Investition in sich selbst – und die zahlt sich langfristig aus.