Brüche im Lebenslauf – Scheitern als Chance

von Bernd Schuster

Auf Rückschläge, Scheitern oder andere berufliche Krisen ist kaum jemand vorbereitet. Das führt dazu, dass solche Ereignisse viele aus der Bahn werfen und das manchmal sehr nachhaltig. Aber es gibt Möglichkeiten wie man mit solchen Situationen besser umgeht.

Ein wichtiges Projekt wird spektakulär in den Sand gesetzt oder vielleicht ist sogar der Job weg: die meisten empfinden berufliches Scheitern als besonders schmerzhafte Niederlage. Nicht nur, dass oftmals die materielle Existenzgrundlage gefährdet ist. Viele lieben ihren Job und der Misserfolg führt zu einer schweren persönlichen Krise.

Es gibt prominente Beispiele für das berufliche Scheitern. Der Entertainer Harald Schmidt, der Manager Leo Apotheker oder der Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg: Sie haben auf unterschiedlichen Gebieten außergewöhnliche Karrieren gemacht – und sind gescheitert.

Zum Scheitern gehört Mut
Scheitern ist Bestandteil fast jeder Karriere, wird aber fast immer verheimlicht. In der klassischen Karrierekultur hat das Scheitern schließlich keinen Platz, vielmehr muss der Weg nach oben immer schnell und gut strukturiert erfolgen. Dazu passt der berufliche Misserfolg natürlich nicht.

Umso schwieriger ist es das Potenzial, dass sich aus dem Scheitern ergibt, konstruktiv zu nutzen. Statt zu verdrängen sollte man versuchen seine Erfahrungen als wertvolle Erkenntnisse für die persönliche Weiterentwicklung zu nutzen.

Dabei hilft zunächst einmal eine offene und objektive Selbstreflexion. Denn unterm Strich sind es nicht die Ereignisse als solche, sondern die Sicht darauf, die den richtigen Umgang mit Misserfolgen ausmachen.

Dabei ist es so, dass mit dem Scheitern häufig gefühlsmäßig die gleichen Phasen erlebt werden wie durch den Tod eines nahestehenden Menschens. In einem ersten Schritt leugnen die Betroffenen meist den Misserfolg. Nach und nach lösen sich dann Schmerz, Trauer und Wut den Schockzustand ab. Die Wut kann sich zum Beispiel gegen Menschen richten, die den Misserfolg verursacht haben, oder gegen sich selbst.

In dieser ersten Phase ist Schonung hilfreicher als Aktion: Betroffene sollten sich an einen ruhigen Ort zurückziehen und ihre Wunden lecken. In dem Schockzustand sollte niemand eine weitreichende Entscheidung fällen. Stattdessen ist es erst einmal wichtig, die aufkommenden Gefühle zuzulassen.

Bewegung ist besser als Alkohol
Um die oft starke psychische Anspannung abzubauen, kann Sport hilfreich sein. Statt den Kummer in Alkohol zu ertränken, geht man besser Joggen, steigt auf das Fahrrad oder schwimmt einige Bahnen.

Ist der Gescheiterte sehr wütend, haben Freunde und Familie wichtige Aufgaben: Zuhören, da sein, beim Festigen der Gedanken helfen, bei der Gestaltung von Denkrahmen zu unterstützen.

In dieser Phase besteht die Gefahr, dass der Betroffene unüberlegte, impulsive Entscheidungen trifft. Zum Beispiel verzichten sie aus Stolz bei einer Kündigung auf eine Abfindung. Andere treten vielleicht eher nach und streuen Gerüchte über die Gegner im Unternehmen.

Passiert so etwas, lässt sich das später kaum ändern. Wichtig ist deshalb, den Betroffenen immer wieder konstruktiv zu unterstützen. Oft reicht schon ein Satz wie: "Bevor du das wirklich machst, lass uns noch einmal einen Spaziergang machen".

Nach der Schockphase können Gescheiterte sich dann langsam Schritt für Schritt von dem Misserfolg befreien. Statt prompt die perfekte Lösung finden zu wollen, ist es oft besser, erst einmal das nächste halbe Jahr oder sogar nur die nächste Woche und den nächsten Tag zu planen.

Auf die Erfahrung kommt es an
Viele laufen auch Gefahr, in Aktionismus zu verfallen und völlig unrealistische, neue Pläne zu schmieden. Besser ist es, sich damit Zeit zu lassen und wenn es die finanzielle Situation erlaubt, eine längere Auszeit zu nehmen. Lieber in Ruhe die Ursachen für den Rückschlag analysieren – und daraus Rückschlüsse ziehen.

Auch in den Monaten nach dem Misserfolg werden viele immer wieder Rückfälle haben. Den Verlust zu betrauern, ist natürlich ganz in Ordnung. Doch dann gilt es, den Blick auf neue Möglichkeiten zu richten: Ob aus dem Misserfolg ein dauerhaftes Scheitern wird, hat jeder selbst in der Hand. Vielen hilft die Erkenntnis, dass sich mit dem Scheitern auch neue Chancen eröffnen.

Der Rückschlag wird zwar immer Teil der eigenen Biografie bleiben. Doch im besten Fall können Betroffene dem Scheitern mit ein wenig Abstand etwas Positives abgewinnen. Das kann zum Beispiel sein, dass sie sich nun selbst besser kennen oder sich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Und häufig gewinnen sie Gelassenheit, weil sie eine Krise gemeistert haben.

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