Das Mitarbeitergespräch – Zwischen Pflicht und Kür

von Bernd Schuster

Beim Thema „Mitarbeitergespräch“ scheiden sich die Geister. Für die einen ist das meist jährlich geführte Gespräch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern nur ein lästiger Pflichttermin, für andere ist es ein wichtiges Führungs- und Kommunikationsinstrument.

Mitarbeiter und Vorgesetzte, die das ganze Jahr über ein vertrauensvolles, vielleicht sogar partnerschaftliches Verhältnis pflegen, empfinden das Mitarbeitergespräch meist als überflüssig.

Wenn aber grundsätzlich kein auf Vertrauen basierendes, partnerschaftliches Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter existiert, kann auch ein verordnetes Mitarbeitergespräch mangelnde Führungsqualitäten nicht kompensieren.

Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit ein partnerschaftlicher Führungsstil im Unternehmen bereits praktiziert wird. In kleinen und mittelständischen Unternehmen lässt sich dieser leichter umsetzen. Aber mit zunehmender Anzahl von Mitarbeitern, die ein Vorgesetzter führt, ist partnerschaftliche, vertrauensbasierte Führung leider nicht mehr der Regelfall.

Sind Mitarbeitergespräche also doch mehr als vertane Zeit? Eindeutig nein. Ein Mitarbeitergespräch ist das beste Führungsinstrument, wenn es gut genutzt wird. Das scheint aber leider oft genug nicht der Fall zu sein.

So sind die verschiedene Kritikpunkte von Mitarbeitern nicht verwunderlich: Einseitige Kommunikation, mangelndes Verständnis und fehlende Kompromissbereitschaft, Vermeidung kritischer Punkte, Gespräche unter Zeitdruck und Mitarbeiter, die sich rhetorisch unterlegen fühlen.

Hier liegt die Verantwortung klar auf der Seite der Vorgesetzten. Denn an ihnen liegt es, das Gespräch so vorzubereiten und zu gestalten, dass beide Seiten davon profitieren. Das Entscheidende dabei: Ein Mitarbeitergespräch muss mehr sein als das Ausfüllen standardisierter Formulare und Fragebögen. Erst dann hat es das Potenzial eines echten Führungsinstrumentes.

Oft helfen schon wenige grundlegende Regeln, damit beide Seiten zufriedenen aus dem Gespräch gehen. Dazu zählen neben einer gründlichen Vorbereitung das Zuhören, Verstehen und Respektieren. Dann hat ein Mitarbeitergespräch auch wirklich ein großes Potenzial.

Verständnis für die Ansichten und Wünsche des Mitarbeiters aufzubringen, muss übrigens nicht zwangsläufig bedeuten, diese auch zu akzeptieren. Umgekehrt agieren Vorgesetzte, die kraft ihrer Weisungsbefugnis eine „Lösung“ anordnen in aller Regel kontraproduktiv.

Vorgesetzte sollten ein paar Leitsätze beachten:

  • Kümmere Dich erst um die Person, dann um das Thema 
  • Rede weniger als Du möchtest
  • Du musst nicht alles sagen, was Du denkst, aber was Du sagst, solltest Du auch denken

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