Führung von Mitarbeitern - Eine Frage der Prioritäten

von Bernd Schuster

Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie des Forsa-Instituts verbringen Führungskräfte, insbesondere die der mittleren Führungsebene, gerade mal 15 Prozent ihrer Arbeitszeit mit dem Führen ihrer Mitarbeiter. Zeit, in der Probleme, Konflikte, Vorgaben, Projekte, Ideen, Fragen, Anliegen usw. besprochen werden können. Bei kleineren Unternehmen ist das mit rund 30 Prozent immerhin deutlich ausgeprägter.

Die Studie stellt weiterhin fest, dass rund 40 Prozent der Führungsarbeit reaktiv ist. Das bedeutet: Probleme werden erst dann gelöst, wenn sie bereits Realität geworden sind. Das ist fatal, denn das erschwert für jeden die Zusammenarbeit und führt oftmals zu Ergebnissen, die nicht zufriedenstellend sind und es viel Zeit kosten sie zu korrigieren.

Keine Zeit haben
Kunden, Lieferanten oder auch die eigene Organisation fordern ihren Tribut. Oder anders ausgedrückt: durch die Mechanismen und Anforderungen die im Tagesgeschäft wirken, ändern sich die Prioritäten vermeintlich zeitunkritischer Aufgaben schneller als man denkt. Oftmals - und das ist eher die Regel als die Ausnahme - kommen dann die Mitarbeiterthemen viel zu kurz. Zumindest führt das aber dazu, dass die Mitarbeiter den chronischen Zeitmangel unter dem viele Führungskräfte leiden deutlich spüren können.

Das ist geradezu paradox wenn man weiß, dass in verschiedenen Umfragen bei der Frage nach den wichtigsten wirtschaftlichen Erfolgsfaktoren der Zukunft ausgerechnet das Thema „Mitarbeiterführung” auf Platz 1 genannt wird. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist mehr als offensichtlich.

Was können Führungskräfte tun?
Führungskräfte sollten sich überlegen, warum sie kaum Zeit für ihre Mitarbeiter haben. Wollen sie dem Mitarbeiter Freiräume geben und deshalb nicht eingreifen? Sind sie bei manchen Anfragen der Mitarbeiter überfordert oder fürchten sie Konflikte? Ist alles andere wichtiger? Auf alle Fälle zahlt sich Zeit in die Führung der Mitarbeiter zu investieren immer aus. Dadurch entstehen weniger Fehler und Probleme und die Leistung steigt.

Führungskräfte müssen sich über ihre Prioritäten klar werden. Dabei hilft es sich bewusst zu machen, dass beide Ressourcen Zeit und Mitarbeiter nur begrenzt zur Verfügung stehen. Zunächst sollte geprüft werden, an welcher Stelle sich Zeit einsparen lässt um sie für die Mitarbeiter zu haben. Was ist ineffektiv? Womit wird Zeit vergeudet? Was kann delegiert werden? Was kann umstrukturiert werden? Oft muss „Zeit“ nur anders geordnet werden.
Auch sehr wichtig ist eine gute Vorbereitung auf Gespräche mit den Mitarbeitern. Das kostet zunächst zwar Zeit, die Gespräche und die Gesprächsergebnisse werden dadurch aber erheblich effizienter.

Wenn Führungskräfte dann noch die mit denen sie zu tun haben nicht nur als „Mit-Arbeiter“ sondern auch als „Mit-Menschen“ wahrnehmen und respektieren, wird aus „Fordern“ nicht nur „Führen“, sondern vielleicht sogar ein echtes „Miteinander“.

Zurück

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

OK