Emotionalität am Arbeitsplatz

von Bernd Schuster

Wie man im Arbeitsalltag damit umgeht

Der Kollege vor Ihnen hinterlässt die Kaffeemaschine im katastrophalen Zustand, Ihr Chef raunzt Sie schon zur Begrüßung missmutig an, ein Kollege antwortet nicht auf Ihre dringende Anfrage und zu guter Letzt lehnt der Vorstand auch noch Ihr Konzept, das Sie mit viel Herzblut geschrieben haben, ab. Wenn Sie auch nur eine der skizzierten Situationen aus eigener Erfahrung kennen, wissen Sie, wie schnell dabei Emotionen aufkommen. Ärger, Frustration, Enttäuschung und Wut sind dann nicht weit. Doch wie können Sie im Arbeitsalltag am besten damit umgehen?

Emotionen am Arbeitsplatz: Verdrängung ist keine Lösung
Natürlich gibt es auch positive Emotionen wie Freude, Begeisterung und Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Doch diese sind – von zu euphorischen Freudensprüngen und -tänzen im Büro mal abgesehen – in der Regel kein Problem. Freude und positive Emotionen zu zeigen ist – in Maßen – gesellschaftlich akzeptiert.

Doch negative Emotionen rangieren hier auf einer anderen Ebene und so sind beispielsweise Tränen der Wut, absolut miese Laune, Wutschreie oder andere typische Reaktionen in der Öffentlichkeit verpönt.

Das gilt besonders für das Arbeitsumfeld. Wer hier zu viele (negative) Emotionen zeigt gilt schnell als unbeherrscht, weich, unzuverlässig und wenig belastbar. Alles Assoziationen, die nicht unbedingt beim Aufbau einer positiven Reputation helfen. Ein Grundsatz ist für den richtigen Umgang mit negativen Emotionen im Arbeitsalltag essenziell:

Verdrängung ist keine Lösung. Nur eine aktive Auseinandersetzung mit Emotionen und der bewusste Einsatz passender Techniken helfen Ihnen hier weiter.

Emotionen im Arbeitsalltag: 5 Tipps für den Umgang
Der erste Schritt für alle folgenden Tipps und Techniken besteht daher darin, die Emotionen zu akzeptieren und sie nicht als unwichtig abzutun oder zu verdrängen. Klingt logisch und einfach, ist jedoch alles andere als leicht. Schon durch die Sozialisierung sind viele Menschen darauf gepolt, Emotionen nicht zu zeigen oder gar nicht erst zuzulassen.

Hier ist ein Umdenken notwendig. Denn Emotionen stellen keinesfalls ein Zeichen von Schwäche dar, sondern sind eine völlig normale, zutiefst menschliche Reaktion. Haben Sie das erstmal akzeptiert, können Sie sich aktiv mit Ihren Emotionen auseinandersetzen und an und mit ihnen arbeiten.

Die folgenden fünf Tipps können Ihnen dabei helfen, im Arbeitsalltag effektiv und sinnvoll mit Ihren (negativen) Emotionen umzugehen. Je nach Stärke und Ursache der Emotionen kann es jedoch sinnvoll und notwendig sein, sich auch nach Feierabend noch mit den Gefühlen zu befassen und ihnen nachzugehen.

Atmen und bewegen – Sie spüren, wie Wut und Zorn in Ihnen aufsteigen? Dann atmen Sie bewusst tief durch und lassen Sie so erstmal Ruhe einkehren. Da diese Maßnahme nur temporär wirkt, sollten Sie sich im Anschluss Bewegung verschaffen – ein zügiger Spaziergang kann bereits reichen – und die Energie so anderweitig abbauen.

Handlungsoptionen klären – Nicht alle, aber doch viele negative Emotionen haben ihren Ursprung in einem Gefühl der Hilflosigkeit und der Ohnmacht. Dem können Sie jedoch entgegenwirken, indem Sie sich Ihre Handlungsoptionen bewusst machen. Und ja, die gibt es (fast) immer.

Ursachen ermitteln – Manchmal ist nicht das eigentliche Ergebnis die Ursache für negative Emotionen, sondern die zugrundeliegende und nicht nachvollziehbare Entscheidung. In diesen Fällen können Sie Ihre negativen Emotionen produktiv nutzen und als Antrieb für Ihre Suche nach den Gründen für die Entscheidung nutzen. Sicher kann diese Suche im Sande verlaufen, doch allein der Prozess reicht oft völlig als Ablenkung und lässt Ihre Emotionen verrauchen.

Kopf leeren - Nein, Sie sollen natürlich nicht das Denken einstellen – das wäre am Arbeitsplatz dann doch etwas nachteilig – sondern Ihre Gedanken und Emotionen erstmal aus Ihrem Kopf herausbekommen. Der einfachste Weg dazu: Schreiben Sie auf, was Sie gerade bewegt und lassen Sie Ihren Gefühlen schriftlich freien Lauf. Danach geht es Ihnen vermutlich schon deutlich besser. Achten Sie nur darauf, dass keiner Ihrer Kollegen – oder gar Ihr Chef – den Text in die Finger bekommt. Hier sind Stift und Papier meist besser als der Computer.

Kollegialer Austausch – Dieser Tipp ist mit Vorsicht zu genießen und nur dann für Sie praktikabel, wenn Sie Kollegen haben, denen Sie wirklich vertrauen. Dann kann es sinnvoll sein, das Gespräch zu suchen und Ihren Gefühlen dort Luft zu machen. Machen Sie sich nur klar, dass alle Ihre Aussagen gegen Sie verwendet werden können.

Natürlich gibt es weit mehr Wege und Möglichkeiten, mit Ihren (negativen) Emotionen im Arbeitsalltag umzugehen. Ihrer Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist einfach nur, dass Sie Ihre Emotionen akzeptieren, aktiv angehen und sich bewusst mit ihnen auseinandersetzen. Und in einem guten Team ist ein gelegentlicher Wutschrei auch nicht das Ende der Welt.

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